SHOW HIDDEN CHARACTERS lädt zum Erfahrungsaustausch im Bereich Editorial Design ein. Zusammen mit unseren Speakern möchten wir uns mit den verschiedenen Konzepten und Praktiken im Bereich des Publizierens beschäftigen. Wo stehen wir im Printbereich, Jahrzehnte nach Verkündung des »End of Print« und wo führt uns die Reise mit den digitalen Transformationen von Magazinen und Zeitschriften hin?

Unsere Gäste am 28. Juni in Köln

Und am 29. Juni Dortmund

Programmheft Köln

Programmheft Dortmund

René Bosch, Vice.com

Gestartet als Gratis-Magazin mit Fokus auf junger Fotografie ist die Printausgabe von Vice heute nur ein kleiner Teil der global agierenden Medienmarke. Mit Reportagen, Investigativ-Recherchen aber auch mit Entertainment holt Vice vor allem die junge Generation der Digital Natives ab — und zwar genau dort, wo sie sich gerade im Netz rumtreiben. Kein Wunder also, dass der Snapchat-Kanal von Vice zu den erfolgreichsten seiner Art in Deutschland gehört. Wie man gute Geschichten fernab von Papier oder klassischen Newswebsites erzählt, treibt unter anderem unseren Gast René Bosch um. Geboren 1989 in Landshut studierte er in Regensburg, Nizza, St. Petersburg und Berlin und machte seinen Master im Studiengang „International Journalism“. Seit mehreren Jahren schreibt er als freier Autor für Tageszeitungen und Magazine wie Der Tagesspiegel, Krautreporter und Die Zeit. Parallel engagiert er sich ehrenamtlich im Zentrum für digitalen Fortschritt – d64. Für die Berliner Dependance von Vice Media arbeitet Bosch seit 2017. Hier betreut er die Social Media-Plattformen von vice.com in Deutschland, zuvor war er für den Social Media-Auftritt des IT- und Investigativ-Magazins Vice Motherboard zuständig. —› @HERR_BOSCH —› VICE.COM/DE

Sandra Kassenaar, MacGuffin

„MacGuffin“ ist ein von Filmlegende Alfred Hitchcock geprägter Begriff, der Objekte beschreibt, die eine Filmhandlung auslösen oder vorantreiben, ohne selbst von besonderem Nutzen zu sein. So ungewöhnlich wie der Begriff ist auch das Konzept des gleichnamigen niederländischen Magazins. Jede Ausgabe von MacGuffin greift Alltagsgegenstände wie „The Bed“, „The Window“ oder „The Sink“ auf, und regt mit überraschenden Geschichten und Fotostrecken zu einer veränderten Wahrnehmung an. Für die außergewöhnliche Gestaltung des Hefts ist unser Gast Sandra Kassenaar verantwortlich. Die 1982 im südafrikanischen Johannesburg geborene Gestalterin studierte bei Karel Martens und Armand Mevis am Werkplaats Typografie. Seit 2007 ist sie als freischaffende Designerin in Amsterdam tätig. Das MacGuffin Magazin ist dabei nur eines ihrer vielen Projekte; zu ihren Auftraggebern gehören namhafte Museen und Kulturinstitutionen. Ihr mit Bart de Baets während einer Residency in Kairo initiiertes Plakatprojekt „Success and Uncertainty“ fand internationale Beachtung. Neben ihrer praktischen Arbeit unterrichtet Sandra Kassenaar regelmäßig am Facherbeich Design der ArtEZ in Arnhem. —› @SANDRAKASSENAAR —› MACGUFFINMAGAZINE.COM

Mark Kiessling, do you read me?!

»Wir hatten ja keine Ahnung auf was wir uns da einlassen …« und das war auch gut so! Als do you read me?! vor 10 Jahren in Berlin zum ersten mal die Türen öffnete, um den Buch- bzw. Magazinhandel wortwörtlich auf den Kopf zu stellen, hatten die beiden Gründer, Mark Kiessling und Jessica Reitz, mit Mühe und Not ca. 100 verschiedene Titel zusammenbekommen. Magazine, nicht Bücher, das wäre ja einfach gewesen … Heute reihen sich über’s Jahr, Cover an Cover, ungefähr 700 internationale, oft unabhängig und in relativ kleinen Auflagen produzierte Periodika in den Regalen aneinander und es ist kein »End of Print« in Sicht. Im Gegenteil. Warum do you read me?! nach all den Jahren noch immer als einer der besten Magazinläden der Welt gilt, kann unser Gast, Mark Kiessling, beim besten Willen nicht sagen, aber von der täglichen Arbeit im Laden und vor allem hinter den Kulissen viel erzählen. Nachdem er mit seinem Diplom von der KISD, damals noch FB Design der FH Köln im Jahr 2000 nach Berlin aufgebrochen war, gründete er das Designbüro Greige und arbeitete in wechselnden personellen Konstellationen mit und für internationale Kunden von A wie Adidas bis Z wie Zumtobel, bis es ihm zu langweilig wurde. —› DOYOUREADME?!

Franziska Morlok, Rimini Berlin

Franziska Morlok ist Gestalterin und Mitgründerin von Rimini Berlin. Sie studierte Visuelle Kommunikation an der HbK Saar und der Universität der Künste Berlin. Nach dem Studium arbeitete sie für v erschiedene Design büros in Amsterdam, New York und Berlin. Franziska beschäftigt sich mit der Beziehung von Design zu Gesellschaft und forscht an der Gestaltung von Publikationen in unterschiedlichsten Erscheinungsformaten. Mit Rimini Berlin gestaltet sie seit 2007 für Kunden aus dem kulturellen Bereich Ausstellungen, Erscheinungsbilder, Magazine und Publikationen. Ihre Arbeiten sind vielfach ausgezeichnet, u.a. vom Type Directors Club New York und der Stiftung Buchkunst und werden regelmäßig publiziert und ausgestellt, wie zurzeit bei der 28. Internationalen Grafikdesign Biennale in Brno. Neben den kundenorientierten Arbeiten gibt Franziska auch selbst Publikationen heraus, zuletzt Vom Blatt zum Blättern, Schriften aus dem Archiv der Universität der Künste Berlin und Helibo Seyoman. Von 2009 bis 2016 unterrichtete Franziska Typografie und Grafikdesign an der Universität der Künste Berlin, seit 2017 ist sie Professorin für »Redaktionelle Gestaltung« an der FH Potsdam. In ihrer Lehre werden Form und Inhalt von gestalterischen Projekten verschränkt gedacht. —› RIMINI-BERLIN.DE

Jeannette Weber und Klaus Neuburg, FROH! Magazin

Über die Bedeutung von ausgebrochenen Nilpferden, georgischen Teigtaschen, Hinterhof Druckereien und (nicht-)funktionierender dropbox Synchronisation für das Magazin-Machen, hat Froh! viel zu erzählen. Ihrem Gedanken »Journalism is Social Engagement« folgend, organisiert das Team aus Journalisten, Designern und Künstlern europaweit Rapid Publishing Workshops und reist dafür mal nach Armenien, mal nach Berlin-Hellersdorf. Was als Indie-Magazin begann, ist heute eine NGO, die das Publizieren als Möglichkeit begreift, um eine alternative Öffentlichkeit zu schaffen und Wandel mitzugestalten. Klaus Neuburg ist Mitbegründer des Froh! Magazins und gestaltete als Art-Direktor von Anfang an sowohl das Aussehen des Heftes als auch den Weg des Vereines mit. Er ist studierter Architekt, Gründer des Kölner Studios Buero Zoo und Professor für Design and Concept an der Hochschule Hamm-Lippstadt. Jeannette Weber kam während ihres Master Studiums an der KISD zum Froh! Team dazu und ist heute Teil des Kernteams. Sie lebt und arbeitet als selbständige Art-Direktorin und Design-Researcherin in Amsterdam. —› FROHMAGAZIN.DE —› BUEROZOO.DE

Kai von Rabenau, mono.kultur

mono.kultur ist ein unabhängiges Interviewmagazin, dass seit 2005 in Berlin erscheint. Ursprünglich buchstäblich am Küchentisch entstanden, inzwischen aufetwas weniger wackeligen Stühlen sitzend, arbeitet sich mono.kultur seit 13 Jahren an einer einfachen Idee ab: ein Künstler – ein Interview – eine Ausgabe. Vielleicht das konsequenteste und hochwertigste Fanzine der Welt, arbeitet die Redaktion so eng wie möglich mit den Künstlern zusammen, bisher u.a. mit Tilda Swinton, Miranda July, Ai Weiwei oder dem Wu-Tang Clan. Je stringenter das Konzept, desto freier die Gestaltung: schon seit der 4. Ausgabe lädt mono.kultur regelmäßig Grafiker zur Gestaltung der Ausgabe ein. Über die Jahre entstand so nicht nur ein Archiv an umfassenden Gesprächen, sondern auch an Editorial Design und wie vielfältig sich Inhalte durch Papier, Bilder und Schrift darstellen lassen. Kai von Rabenau, der Gründer und Herausgeber von mono.kultur ist genau der Richtige, um mehr zu erfahren über den Alltag und die Herausforderungen eines unabhängigen Magazins und wie sich das Independent Publishing über 13 Jahre hinweg verändert hat. Er studierte Visual Communication in London an Central Saint Martins und dem Royal College of Art, und lebt seit 2001 in Berlin. Nach dem Studium arbeitete er als freier Fotograf, und gründete 2013 mono.studio, das neben mono.kultur auch diverse Designprojekte betreut, z.B. für das Centre for Contemporary Art in Singapur. —› MONO.KULTUR

Andreas Trampe, Stern

Andreas Trampe sagt: „Fotos transportieren Informationen in Sekundenschnelle. Es ist die einzige Sprache, die um den ganzen Erdball herum gesprochen und verstanden wird.“ Er muss es wissen, schließlich hat er sieben Jahre lang als Fotoreporter gearbeitet und Zeitschriften und Magazine mit seinen Aufnahmen beliefert. 1991 wechselte er die Seiten und wurde zunächst Fotochef bei Bild am Sonntag. 1996 wechselte er zum Stern, wo er nach Stationen als stellvertretender Ressortleiter ab 2000 als Fotochef die Optik des tradionsreichen Wochenmagazins maßgeblich mitbestimmt. Trampe ist darüber hinaus regelmäßig Mitglied zahlreicher internationaler Fotojuries und engagiert sich für die Förderung junger Fotografen. Aus erster Hand wird er über seine tägliche Arbeit berichten und uns einen Blick hinter die Kulissen der Hamburger Stern-Fotoredaktion gewähren. Das Heft, das in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, hat immer wieder legendäre Fotoreportagen hervorgebracht. Wie nahezu alle großen Printpublikationen hat aber auch der Stern mit einem massiven Auflagenrückgang zu kämpfen und muss sich inhaltlich wie visuell immer wieder neu erfinden. —› STERN.DE

Nadja Zobel, mare

Als mare 1997 mit dem Untertitel „Die Zeitschrift der Meere“ an den Start ging, prophezeiten nicht wenige das dem Heft nach wenigen Ausgaben die Themen ausgehen würden. Heute, 21 Jahre und 127 Ausgaben später, sind die Kritiker längst verstummt und mare ist eine feste Größe auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt. Mit unveränderter Begeisterung trägt das kleine Team rund um Herausgeber und Meeresbiologen Nikolaus Gelpke spannende Geschichten vom Meer als Lebens-, Wirtschafts- und Kulturraum zusammen und überzeugt mit Reportagen und Fotostrecken in höchster Qualität. Unser Gast Nadja Zobel ist Teil des mare-Teams und als Art Direktorin für die Gestaltung der Zeitschrift sowie für das Aussehen zahlreicher begleitender Sonderausgaben und Buchpublikationen verantwortlich. Die 1977 in Halle/Saale geborene Gestalterin studierte an der Kunsthochschule Kassel und verband bereits in ihrem Studium der Visuellen Kommunikation bei Prof. Bernard Stein und Prof. Nicolaus Ott die Themen Fotografie und Grafikdesign. Seit 2007 kann Nadja Zobel ihr Können in diesem Bereich in den zweimonatlich erscheinenden Heften von mare immer wieder aufs Neue unter Beweis stellen. —› MARE.DE

Student Special

Neben unseren vier Speakern aus der Praxis, haben wir in Dortmund zu unserem Student Special Panel drei weitere Gäste eingeladen. In kurzen Vorträgen stellen Studierende verschiedener deutscher Designhochschulen studentische Magazinprojekte vor. Editorial Design ohne die Notwendigkeit, damit Gewinne erzielen zu müssen, bietet viele spannende Freiheiten, die sich in den vorgestellten Projekten in unterschiedlicher Weise zeigen. Ob als individuelle Abschlussarbeit oder als Semesterprojekt im Team entstanden, zeichnen sich die in unserem Student Special vorgestellten Hefte durch ein hohes Maß an Innovationskraft aus und stellen eine besonderes Ausdrucksform des zeitgenössischen Designs dar. Seid also gespannt auf drei interessante Vorträge und auf inspirierende neue Magazinkonzepte aus dem Hochschul-Kontext.